Übers Basislager auf den Gipfel

von Michael Obenaus

Donnerstag, 12. Januar 2012, 6.30 Uhr ein aufgeregter Sportlehrer rennt durchs Basislager und versucht die müden Expeditionsteilnehmer zu wecken. Was er in den ersten Minuten nach dem Erwachen zu hören bekommt, kann hier nicht wiedergegeben werden, denn es bekommt mit Sicherheit keine Altersfreigabe. Doch die folgenden Stunden entschädigen für den frühen Start in den Tag. Was war passiert? Strahlend blauer Himmel, wenige Grad unter Null und jede Menge Schneefall in den letzten Tagen. Die Expedition sollte an diesem Tag auf den schönsten Berg des Allgäus führen: auf den Ifen im Kleinwalsertal. 25 Schüler - 5 Betreuer - 4 Fahrzeuge – 3 Skigruppen und ein gemeinsames Ziel: Mit Ski die Gipfel der Allgäuer Alpen zu erklimmen.

Unsere Expedition startete zur Freude der Eltern am Sonntagmorgen um 8.00 Uhr an der Schule. Busse beladen, Ski verstauen, vergessene Schlafsäcke noch schnell holen und die Plätze in den Bussen richtig verteilen waren die ersten Herausforderungen des Tages. Nochmal winken und dann ab auf die Autobahn. „Werden wir überhaupt Schnee haben?“, lautete die wichtigste Frage. Doch an den Alpen war in den letzten Tagen mehr als genug Schnee gefallen, so dass wir uns bei freien Straßen und Sonnenschein auf beste Schneeverhältnisse freuen konnten. Doch zuvor galt es weitere Herausforderungen des ersten Tages zu meistern: Das „Basislager“, unsere Unterkunft in Altmummen, musste bezogen werden. Der Kampf der Geschlechter um die Zimmer hatte begonnen, konnte aber recht schnell beigelegt werden. Viel wichtiger war ja auch die Ski auszuleihen, die passenden Schuhe zu finden und die erste Schneeballschlacht anzuzetteln. Familie Kleiter erwartete uns bereits im Geschwender Hof am anderen Ende von Immenstadt.

Montagmorgen 7.00 Uhr Wecken im Basislager. Andere Schüler müssen um diese Zeit in die Schule, wir zum gemeinsamen Frühstück und dann auf den Berg. Das Oberjoch mit seiner kurvenreichen Passstraße war für den ersten Skitag vorgesehen. Bei leichtem Schneefall und flauschigweichen Pisten konnte gar nichts mehr schiefgehen – falschgedacht: Parkplatz an der Piste gesperrt, eine Skibindung kaputt und eine Liftkarte funktionierte nicht, so dass sich der Start gerade für die Anfänger deutlich verzögerte. Doch schon nach den ersten Gleit- und Bremsversuchen auf Kurzski zeigte sich, dass sich hier eine sehr sportliche Gruppe gefunden hatte. Bereits zur Mittagspause berichteten die Anfänger schwitzend und dampfend von der ersten Liftfahrt und die anderen Skigruppen mit leuchtenden Augen von wunderbaren Schneeverhältnissen. So konnte es weitergehen, doch der zweite Tag am Oberjoch hielt für uns Nieselregen bereit, so dass sich nach der Mittagspause nur noch die ganz Eisernen erneut auf die Ski gewagt haben. Jubel: Am Ende des dritten Skitags haben die Anfänger den Umstieg auf die langen Ski und die erste rote Piste gemeistert.

Ein Grund zur Freude für alle, denn nur so war es möglich an den beiden letzten Tagen größere und anspruchsvollere Skigebiete anzufahren. Doch von Fahren war erstmal keine Rede, denn auf dem Parkplatz hatten sich mehrere Autos „eingegraben“. Diese mussten zunächst durch große Kraftanstrengung unserer Schüler freigelegt und herausgeschoben werden, bevor unsere Busse den Parkplatz verlassen konnten. Sehr spät und wie an jedem Tag sehr hungrig kehrten wir zum Basislager zurück. Die jeweilige Kochgruppe durfte kaum verschnaufen, sondern musste sich, von den anderen angetrieben, sofort an die Arbeit machen. Die Menüauswahl reichte in diesem Jahr von Kartoffelbrei, Gemüse, Klopse über Eierkuchen, Obstsalat und Bananenmilch bis hin zu Putengeschnetzeltem mit Spätzle.

Das Frühstück am Donnerstag sollte bereits um kurz nach sieben im Dunkeln beginnen, denn ein langer Tag am Ifen stand uns bevor. Mit aufgehender Sonne wurde allen klar, dass uns ein wunderbarer Tag bevorstand. Auf der langen Anfahrt thronte der Ifen mit seinen 2.228m und seinem beeindruckenden  Felsmassiv. So manchem Neuskifahrer rutschte bei diesem Anblick das Herz ein wenig in die Hose, doch alle konnten im Laufe des Tages das Skigebiet hervorragend bewältigen und mit stolzgeschwellter Brust erst in der Dämmerung ins Basislager zurückkehren.  Der letzte Skitag am Freitag sollte uns erneut in ein bisher unbekanntes Skigebiet, nach Balderschwang, führen. Doch der starke Schneefall und die Schneekettenpflicht hielten uns davon ab. Kurzfristig haben wir uns für das Fellhorn entschieden. Bei leichtem Nebel, Schneefall und Wind zeigte sich schnell, wer ein Schönwetterskifahrer war und am Nachmittag in der Hütte blieb. Alle  anderen konnten die ganze Vielfalt des Skigebiets und des Schnees von harter bis weicher Piste, von zerfahrenem Tiefschnee bis hin zu kleinen Buckeln erleben. Außer ein paar blauen Flecken und neuen Eindrücken aus den Skigebieten haben wir die Erfahrung von Gemeinschaft und gegenseitiger Verantwortung mit nach Hause genommen. Besonders dazu beigetragen haben unsere Betreuer Herr Meissner, Frau Losse und Frau Schulz. Bei ihnen möchten wir uns ganz herzlich für ihr Vorbild und ihr Engagement bedanken.

(D.Holzmüller)

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