Werkstattwoche
von Michael Obenaus

So müsste Schule immer sein: Unterricht von 9 bis 15 Uhr, Arbeiten an einem selbstgewählten Thema, kein Notendruck, und trotzdem volle Motivation bei allen. In der FGS Leonardo wird dieser Traum von Schule jedes Jahr für ein paar Tage Wirklichkeit.
Vom 21.-23. März 2016 fand die sogenannte Werkstattwoche statt. Lehrer, Schüler und außerschulische Partner machten für diese drei Tage Angebote, aus denen jede Schülerin und jeder Schüler auswählen konnte. Zugegeben, nicht für alle konnte der Erstwunsch realisiert werden. Andererseits stellten aber hinterher viele fest, dass auch ein Zweit- oder Drittwunsch zum absoluten Favoriten werden konnte.
Die Angebote waren vielfältig: Es wurde geschwommen, geboxt, Ball gespielt, programmiert, gerappt, mit Holz gebaut, künstlerisch gestaltet, getrommelt, Instrumente gebaut, Chinesisch und Polnisch gelernt, Kosmetik und Süßigkeiten hergestellt, der Lebensraum des Bibers erforscht, mit Elektronik gebastelt, Finanzplanung betrieben, ein Mopedständer auf dem Hof gebaut und Yoga gemacht. Allen Schülern und externen Partnern wurde eine Lehrkraft zur Seite gestellt, durch den Rollenwechsel eine lehrreiche Erfahrung. Außerschulische Partner waren der Jugendklub EASTSIDE, Eltern, der Verein Interkult e.V. und der Rapper Doppel-U alias Christian Weirich.
Der Jenenser hält mit seiner zehnjährigen Welttournee sogar einen Weltrekord. Bekannt geworden ist er vor allem durch sein Programm „Rap macht Schule“. Als der sympathische Vollbartträger am Montagmorgen die Schule betrat, unterschied er sich nur durch seine Wollmütze von den übrigen Erwachsenen. Wer bei Rap an Sonnenbrillen und Gangsterauftritte denkt, liegt hier falsch: Doppel-U geht es beim Rap um gute Texte und klare Botschaften. Deshalb sind die Texte natürlich auf Deutsch, und die Inhalte kommen von den Rappern selbst, also den Schülern, mit denen er arbeitet. Es war beeindruckend mitzuerleben, wie motiviert und intensiv alle 14 Schüler am ersten Tag Themen diskutierten, Inhalte festlegten und Verse schmiedeten. Texteten, strichen, neu schrieben, rappten, wieder strichen, wieder texteten. Schon am zweiten Tag hatten alle Gruppen morgens ihren Text fertig und übten ihn zur Musik, der hier Beat genannt wird. Doppel-U war ihr Coach und ständiger Ansprechpartner, dessen Professionalität als Rapper mindestens ebenso so hoch war wie seine Authentizität als Mensch.
Zur Präsentation gab es ein einleitendes Bühnenprogramm und anschließend öffneten die übrigen Werkstätten ihre Räume. Hier konnte nicht nur geschaut werden, sondern jederman konnte sich aktiv ausprobieren. Und zum Abschluss wurden acht verschiedene Rapsongs auf der Bühne gezeigt, sogar die begleitenden Fachkräfte der Schule rappten vor einem begeisterten zweihundertköpfigen Publikum. Ein gelungener Abschluss für eine rundum gelungene, wenn auch in diesem Jahr etwas verkürzte Woche, die bei allen Beteiligten für leuchtende Augen gesorgt hat. Ein herzlicher Dank geht vor allem an alle ehrenamtlichen Helfer, die hierfür Zeit und Kraft investiert haben. Es hat sich gelohnt – bis zum nächsten Jahr!